Meine
Eltern sind die richtigen Helden. Wirklich. Ich finde, eine Reise, die sie mit meinen
Kindern unternahmen, war eine große Tat, eine Heldentat. Um zum Nationalpark
Kolsaiseen zu reisen, muss man mindestens fit sein, besser, jung und fit. Sie
sind nicht mehr jung, sie sind älter als 70, sie sind nicht ganz fit, eher
krank, beide haben Rückenprobleme und der Vater ist noch Herzkrank. Aber für die
Enkelkinder tun sie alles. Eine Reise weit weit weg, eine Wanderung hoch in die
Berge. Und ich bin meinen Eltern sehr dankbar dafür.
Die
Kolsaiseen sind ein Wunder, sowas muss man sehen, besser noch als Kind. Ich sah
diese Schlucht zum ersten Mal mit zwölf, dann mit 16. Ich finde, dass diese Abenteuer
für meinen Sohn das richtige Erlebnis war.
Nationalpark Kolsaiseen. Der erste See |
Zuerst
ganz kurz über die Seen: die Schlucht liegt 300 km von Almaty entfernt, in Kungej-Alatau,
das Teilgebirge des Tian-Shans. Die drei Seen liegen 1800, 2250 und 2700 m über
dem Meeresspiegel und sind sehr kalt, das Wasser im Sommer wird höchstens 10
Grad warm. 11 km östlich vom ersten See befindet sich noch ein schöner See,
Kaindysee, der durch den Erdrutsch vor Hundertjahren entstanden ist.
Unterschiedliche Reisebüros veranstalten im Sommer kurze oder lange Gruppentouren,
zu Fuß oder mit dem Pferd.
Mehr
Lesen gibt es hier, auf Englisch.
Nationalpark Kolsaiseen. Kolsei-Fluß |
Und
jetzt kann ich die Reise, die meine Eltern und meine Kinder vor 10 Tagen unternahmen,
beschreiben. Ich kenne jetzt die drei
Versionen. Die vierte sollte mein Sohn erzählen, aber wollte nicht. Er mochte
nicht viel darüber reden, er sagte: „schön, cool, prima,“ – das war dann alles.
„300
km Entfernung“ – für die deutschen Autobahnen ist es ein Katzensprung. In
Kasachstan ist es nicht so. Die alte, „Second-Hand-Busse“ brauchten die ganze
Nacht dafür. Letzte Stunde vor dem Sonnenaufgang konnten die Insassen des hohen
Reisebusses überhaupt nicht schlafen. Der Bus „krabbelte“ langsam die schlechte
Serpentinstraße hoch, wackelte über die Schlünde und Abgründe. Um 6 Uhr morgens
kamen sie in ein kleines Dorf an, wo die Reisenden in unterschiedliche „Gasthäuser“
untergebracht wurden. Zwei Stunden später dann mussten die Leute schon in die kleinere
noch viel ältere Busse einsteigen, nur solche Gefährte konnten den steilen Weg
bis zum ersten See schaffen.
Nationalpark Kolsaiseen. Kolsai-Fluß |
Am
ersten See blieb meine Mutter dann, um auf die andere, die zu dem zweiten See
gingen, zu warten. Der Papa sollte auf meine Kinder „aufpassen“. Er wollte
unbedingt zu Fuß gehen, ein Pferd lehnte er ab. Ich glaube, er wollte sich
selbst auf die Prüfung stellen, ob er noch den Weg nach oben schafft. Vor 33
Jahren war er schon dort, wanderte dann durch die Schlucht bis zum großen Yssykköl-See,
der auf der anderen Seite von Kungej-Alatau liegt.
Nationalpark Kolsaiseen. Der zweite See |
Der Vater schaffte nur eine
Hälfte, weniger als 5 km des steilen Weges. Er blieb dann sitzen und wartete
3,5 Stunden, bis die Gruppe zurückkam. Dann gingen oder ritten alle nach unten,
sammelten die Leute, die wie meine Mama am ersten See warteten, und fuhren ins
Dorf zurück.
Nationalpark Kolsaiseen |
Am
zweiten Morgen besuchten alle den Kaindysee. Die Ufer sind dort so steil und
steinig, dass die Kinder auch einverstanden waren zu reiten. Die Tochter saß in einem Sattel mit dem
Landsmann, der Sohn ritt alleine. Er war sehr stolz darauf.
Nationalpark Kolsaiseen. Kaindy-See |
Die
Tochter hatte nach dieser Reise die Kameraspeicherkarte voll. Acht Gigabytes Bilder
– es sagt was! Einige lud sie ins Internet hoch, damit ich die Bilder schon
jetzt publizieren konnte.
Nationalpark Kolsaiseen. Kaindy-See |
Nationalpark Kolsaiseen. Kaindy-See |
Text: Elena Newerdowski, Fotos: Serafima Rayskina
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